Balinesische Vornamen

Die balinesische Sprache und ihre Entwicklung

Bali ist eine kleine Insel östlich von Java. Sie liegt zwischen Java und Lombok und ist aufgrund ihrer Natur und Sehenswürdigkeiten ein seit langem seit beliebtes Urlaubsziel. Die balinesische Kultur ist eigenständig und unterscheidet sich sehr stark von den Sitten und Gebräuchen anderer Regionen Indonesiens, zu dessen Staatsgebiet die kleine Insel gehört. Bali hat, wie ganz Indonesien, eine lange Geschichte unterschiedlicher kultureller Einflüsse erlebt. Die Ureinwohner Indonesiens sind Austronesier, deren Urheimat wahrscheinlich Taiwan gewesen ist. Vor mehr als 5.000 Jahren wanderten sie von dort aus und besiedelten große Teile des insularen Südostasiens, darunter auch die indonesischen Inseln.

Ab dem vierten oder dritten Jahrhundert vor unserer Zeit kamen die Bewohner Indonesiens mit der indischen Kultur in Kontakt. Wie dies erfolgt ist, ist noch ungeklärt. Wahrscheinlich waren es indische Kaufleute und Handwerker oder Siedler, die auf der Suche nach einer neuen Heimat in die Ferne zogen. Die Austronesier sind aber auch als meisterhafte Seefahrer bekannt. So könnte es auch sein, dass sie auf der Suche nach neuen Siedlungsgebieten auf die Inder stießen.

Fest steht, dass sie um die Zeitenwende herum begannen, die indische Kultur, Sprache und deren Sitten zu übernehmen. Dies sieht man bis heute in der Architektur Balis. Hier hat sich die hindu-buddhistische Kultur des alten Indiens noch sehr stark erhalten. Denn ab dem 6. Jahrhundert begann sich auch der Islam nach Osten zu verbreiten. Die meisten Inseln Indonesiens übernahmen spätestens ab dem achten oder neunten Jahrhundert den Islam. Bali dagegen bewahrte die alte indisch-hinduistische Kultur.

Indonesien ist heute das bevölkerungsreichste muslimische Land. Bali jedoch behielt viele kulturelle Elemente der vorislamischen Zeit. Die Bevölkerung des antiken Bali stand der indischen Kultur nahe und die Bevölkerung hatte die indische Religion angenommen. Die meisten Balinesen waren Hindus. Auf Bali leben Muslime und Hindus bis heute nebeneinander. Sie haben eine einzigartige Kultur hervorgebracht, in der Elemente aus beiden Kulturbereichen, der indischen und der arabischen Kultur, miteinander verschmolzen sind. Und das vor dem Hintergrund der frühen einheimischen, austronesischen Kultur.

Das Balinesische gehört zu den austronesischen Sprachen. Diese Sprachfamilie lässt sich nach Taiwan zurückführen, wo deren Sprecher vor mehr als 5.000 Jahren auswanderten und große Teile Südostasiens und Ozeaniens besiedelten. Balinesisch ist verwandt mit den anderen indonesischen Sprachen. Viele Sprecher finden sich auch auf Lombok. Balinesisch besitzt zudem Einflüsse aus indischen Sprachen. Viele Wörter wurden aus dem Sanskrit entlehnt. Balinesisch ist die Hauptsprache der Hindubevölkerung Balis, wird aber auch von den muslimischen Familien genutzt.

Auch wenn die indische Kultur Bali stark beeinflusst hat, konnte sie viele Traditionen nicht beseitigen. So haben sich die indischen Sprachen Sanskrit und Pali nur bei den Herrschern und Vertretern der Religionen durchsetzen können. Das Volk sprach weiterhin austronesisch geprägte Sprachen, wie zum Beispiel Balinesisch oder Kawi. Auch Javanisch, die Sprache der Nachbarinsel Java, wurde oft genutzt und hat sich in vielen Wörtern erhalten. Kontakte zur malaiischen Halbinsel machen sich dagegen im Gebrauch von malaiischen Wörtern und deren Relikten bemerkbar. Alle diese Sprachen haben zur balinesischen Kultur beigetragen.

Namensgebung der Balinesen

Was balinesische Vornamen speziell macht, ist deren Mangel an Vielfalt. Es gibt nur eine Handvoll Vornamen. Dies geht auf eine spezifisch balinesische Tradition zurück. Die Vornamen für Jungen und Mädchen sind nämlich nicht einfach frei wählbar, sondern sind durch die Tradition vorgegeben. Die Namen werden nach Reihenfolge der Geburt vergeben und es gibt nur Namen für die ersten vier Kinder. Allerdings gibt es für diese vier Kinder durchaus eine kleine Auswahl an Vornamen, die gewählt werden können, wenn auch nicht viele. So gibt es 3-4 Namen für das erste Kind, das zweite usw. Insgesamt macht dies einen "Pool" an 12-15 möglichen Vornamen aus.

Wenn eine Familie mehr als 4 Kinder hat, so wird dem fünften Kind wieder ein Name für "Kind 1" gegeben, dem sechsten für "Kind 2" usw. Dies klingt kompliziert, ist es aber nicht. Es schränkt aber die Namensvielfalt sehr stark ein. Denn auf die gesamte balinesische Bevölkerung gesehen, sind knapp 15 Vornamen nicht viel. Deswegen haben die Balinesier fast alle den gleichen Vornamen. Und was noch merkwürdiger ist: es gab keine Nachnamen im traditionellen Bali!

Alle Balinesen heißen also gleich. Dieselben Vornamen werden sowohl für Mädchen als auch für Jungen vergeben.

Dabei stammen nicht alle balinesischen Vornamen aus dem Balinesischen. Viele Namen sind auch javanischen Ursprungs. Java ist eine große Nachbarinsel. Sie spielte historisch gesehen immer eine große Rolle und hatte deswegen großen Einfluss. Auch aus dem Melayu, der mit den indonesischen Sprachen verwandten Sprache der südlichen Malaiischen Halbinsel, kommen einige Namen.

Die meisten Namen zeigen lediglich die Stellung innerhalb der Geburtenfolge an. Sie zeigen, ob der Träger der oder die erste Geburt war usw. Andere Namen können aber auch Bedeutungen wie "der Jüngste" oder "der Verwöhnte" haben. Die Vornamen werden vom ersten bis zum vierten Kind vergeben. Hat eine Familie mehr als vier Kinder, beginnt sie wieder mit dem Zyklus von vorne (also Kind 5 bekommt Vornamen für Kinder der ersten Geburtenfolge). Dieses System findet sich nur auf Bali. Es ist auch nicht auf den umliegenden Inseln Java oder Lombok bekannt.