Geschichte und Sinn von Vornamen

Namensgebung früher und heute

Seit wann gibt es eigentlich Vornamen? Wo kommen sie her, warum wurden sie "erfunden"? Alles Fragen, denen wir für Dich einmal nachgegangen sind.

Gefaltete Seniorenhände halten drei alte schwarz-weiße Familienfotos

Die Geschichte der Vornamen

Vornamen gibt es bereits seit vielen Jahrhunderten. Die meisten Namen, die wir heute kennen, haben also eine lange Geschichte hinter sich.

Im Mittelalter lebten weit weniger Menschen auf der Erde als heute, Regionen waren weit weniger dicht besiedelt, statt Städten gab es fast nur kleine Siedlungen. So war es nicht notwendig, eine Vielzahl individueller Namen zu haben. Meist wurden die Menschen einfach

  • nach ihrem Aussehen,
  • ihrem Beruf oder
  • ihrer Charaktereigenschaft

benannt. So wurde ein großer Mann zum Beispiel "der Lange" genannt, ein Schmied war einfach "der Schmied", eine blonde Frau nur "die Blonde".

Mit der Größe der Siedlungen und Städte wuchs auch die Namensvielfalt

Blick über eine mittelalterliche Stadt

Als die Bevölkerungsdichte zunahm, musste auch die Namensgebung individueller werden. Um das 12. Jahrhundert entstanden auch die ersten größeren Städte, so dass Bezeichnungen wie "der Große" oder "die Schneiderin" einfach zu häufig vorkamen und keine eindeutige Identifikation mehr zuließen.

Zunächst waren es die germanischen Götter, an denen sich die Menschen orientierten und ihre Namen ableiteten. So entstand aus dem Germanenstamm der Warnen zum Beispiel der noch heute bekannte Vorname Werner.

Im 12. Jahrhundert setzte sich aber auch das Christentum immer mehr durch, so dass sich auch viele Menschen bei der Namensfindung am Christentum orientierten. Aus dem Hebräischen entstanden so beispielsweise Namen wie

  • Christian als Anhänger Christi,
  • Josef als Anhänger Jehovas,
  • David als "der von Gott Geliebte" oder
  • Judith als "die aus Judäa stammende".
Bibel, Kerze, Kelch und Brot
Das Christentum hat bis heute einen großen Einfluss auf die Namensgebung

In der damaligen Zeit war es normal, seinen eigenen Namen an seine Kinder weiterzugeben, eventuell mit einem Zusatz, um eine Unterscheidung zu haben. Später wurden dann auch gerne Namen von Taufpaten ausgewählt. Neben dem Vornamen gewann dann auch der Familienname immer mehr an Bedeutung.

Der Einfluss der Römer und Griechen

Renaissance und Humanismus sorgten dann dafür, dass die Namensgebung immer mehr von griechischen oder lateinischen Namen geprägt war. So stammen auch viele unserer heutigen Vornamen aus dem Lateinischen oder Altgriechischen.

Während die griechischen Vornamen immer aus zwei Wortteilen zusammen gesetzt sind, fehlt den Vornamen lateinischen Ursprungs diese Gliederung. So bedeutet die Übersetzung des lateinischen Namens Felix einfach nur "der Glückliche" und Florian ist "der Blühende", während im griechischen der Name Alexander sich aus den Wörtern alexo = wehren und anór = Mann zusammensetzt. Alexander heißt also ursprünglich "der wehrhafte Mann". Ein schönes Beispiel ist auch der Name Nikolaus. Aus dem griechischen Nikao = Sieg und laós = Volk, der Sieger des Volkes, wurde Nikolaus und im Laufe der Zeit einfach Klaus.

Die alten Römer und Griechen prägten mit der lateinischen und griechischen Sprache lange Zeit die Namensgebung

In der Zeit der Reformation dann gingen die Heiligennamen zurück. Bis weit in das 18. Jahrhundert wurden jetzt besonders gerne Namen aus dem alten Testament gewählt, so unter anderem

Kreuz auf einer Bibel
Auch heute wird immer noch gerne auf biblische Vornamen zurückgegriffen

Globalisierung der Vornamenwelt

Je mobiler die Menschen wurden, und je moderner die Medien wurden, desto globalisierter wurden auch die Vornamen. Im 20. Jahrhundert wurden zum Beispiel französische Vornamen bei uns in Deutschland immer beliebter.

Aus immer mehr Ländern und Sprachräumen wurden Vornamen übernommen. Entweder in ihrer Urform oder als Abwandlung oder eingedeutschte Version. So wurden zum Beispiel in Norddeutschland viele Vornamen von den skandinavischen Nachbarn übernommen:

  • Aus dem ursprünglich hebräischen Namen Johannes wurde Jens
  • Torsten leitet sich von Thor ab, der höchsten nordischen Gottheit
  • Der friesische Name Fritjof bedeutet Friedensfürst, kommt aber aus dem dänischen und heißt eigentlich Thiof = Dieb
  • Aus Laurentius wurde kurz Lars
  • Aus dem skandinavischen Kornelius wurde Nils
Leuchtturm am Deich im hohen Norden
In Norddeutschland ließ man sich bei der Namenswahl irgendwann von seinen nördlichen Nachbarn inspirieren

Viele Vornamen kommen auch aus dem Slawischen. So stammt Vera von wjera = Glaube aus dem russischen, und der vermeintlich deutsche Vorname Theodor kommt eigentlich von Fedor, was aus dem russischen übersetzt "das Geschenk Gottes" bedeutet.

Die Welt der Vornamen wurde immer internationaler. Aber auch wenn immer mehr neue Vornamen aus aller Welt zur Verfügung standen, nicht selten griffen viele Menschen auch gerne noch auf die guten alten Namen zurück, so dass sich viele von ihnen bis heute durchsetzen konnten.

Im Laufe der Zeit wurden dann auch Doppel- oder Mehrfachnamen immer beliebter. Die Namensgebung wurde immer individueller und einzigartiger, mit dem Ziel, sich bei der großen Bevölkerungsdichte möglichst einzigartig zu machen.

Der Sinn von Vornamen heute

Heute hat jeder von uns mindestens einen Vornamen und einen Nachnamen. Dabei ist es in Deutschland und den meisten Ländern Europas gängig, zuerst den Vornamen und dann den Nachnamen zu nennen und zu schreiben.

Unsere Namen machen uns individuell, unterscheiden uns von unseren Familienmitgliedern und unseren Mitmenschen. Dabei dient der Nachname der Zuordnung der Familienzugehörigkeit, der Vorname aber der individuellen Bestimmung eines Menschen.

Bei der heutigen Weltbevölkerung wäre es unmöglich, "die große Rothaarige" oder den "Großen Starken" zu suchen oder zu benennen. Briefe schreiben, E-Mails senden, Telefonate führen, persönliche Kontakte entstehen lassen, Beziehungen aufbauen, Geld überweisen und Rechnungen bezahlen, all das ist unter anderem nur wegen der heutigen Namensgebung so gut und exakt möglich.

Namen erfüllen heute verschiedenste Zwecke, besonders in der Kommunikation

Was Eltern bei der Namensfindung antreibt

Der Sinn der heutigen Namensgebung ist also eindeutig und die Auswahl an Vornamen ist extrem groß. Was motiviert Eltern dann eigentlich dazu, sich unter zehntausenden von Namen für einen ganz bestimmten Vornamen zu entscheiden?

Folgende Motivationen kommen bei der Namensgebung häufig infrage:

  • Individualität: Das Kind soll einen ganz besonderen und individuellen Namen bekommen
  • Wohlklang: Die Eltern suchen einen Namen, der schön klingt
  • Gute Wünsche: Viele Namen bedeuten übersetzt einen guten Wunsch, diesen wollen die Eltern ihrem Kind mit auf den Weg geben
  • Vorbilder: Die Eltern kennen eine Person mit diesem Namen, bewundern diese oder wollen diese Person als Vorbild haben
  • Familie/Tradition: Es werden Namen aus der Familie, von den Vorfahren oder auch von Paten gewählt und so weitervererbt
  • Namen mit christlicher Herkunft: Gläubige Eltern wählen gerne solche Namen
  • Charakteristische Namen: Viele Namen stehen übersetzt für ein bestimmtes Aussehen oder einen bestimmten Charakter; viele Eltern wählen solche Namen passend aus
  • Eigene Erfahrungen: Mit bestimmten Namen verbindet man etwas; bei guten Erfahrungen mit bestimmten Personen und Namen werden solche Namen gerne gewählt
Werdende Eltern gucken sich Ultraschallbilder an
Jedes Elternpaar hat seine eigenen, guten Gründe für die Wahl eines ganz konkreten Vornamens

Individuelle Namensgebung

Früher, im Mittelalter wurden Namen zuerst nach dem Beruf oder dem Aussehen der Person vergeben. Eine wirklich freie Namenswahl gab es nicht. Und auch später, als christliche Namen auf dem Vormarsch waren, Tradition sehr wichtig war, Familiennamen immer wieder verwendet wurden, war die freie Namenswahl sehr eingeschränkt.

Heute ist jeder frei, was die Namenswahl für sein Kind angeht. Zumindest fast, denn in Deutschland gibt es bei der Vornamenwahl einige Aspekte zu beachten. So sind zum Beispiel reine Fantasienamen nicht zulässig.

In Deutschland müssen bei der Wahl des Vornamens gewisse Regeln beachtet werden

In unserem Artikel "Regelungen des deutschen Namensrechts" kannst Du noch mehr darüber erfahren, was bei der Wahl des Vornamens in Deutschland so alles zu beachten ist, damit er vom Standesamt akzeptiert und eingetragen wird.

Wenn Du als Mama, wenn Ihr als Eltern, einen Name aussuchen wollt, verlasst Euch auf Euren Instinkt, Euer Gefühl. Der Name soll zu Euch, zu Eurem Kind, zu Eurer Familie passen, Euch und natürlich später auch dem Kind gefallen. Ob Einzelname oder Doppelname bleibt hier Eurem Geschmack überlassen.

Bei Unsicherheiten kann es Sinn machen, zwei oder drei Namen auszuwählen. Wenn Euer Kind dann auf der Welt ist, könnt Ihr nach Gefühl und individuell entscheiden, welcher Name am besten zu Eurem Kind passt und diesen als Rufnamen wählen.

Bildnachweise

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  • Buildings in Freiburg im Breisgau city, Germany © katatonia - www.fotolia.de
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Baby-Vornamen-Redaktion - Artikel zuletzt überarbeitet am

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