Rheinische Vornamen

Die rheinische Sprache und ihre Entwicklung

Rheinische Vornamen finden sich heute vielleicht in ganz Deutschland oder darüber hinaus, aber ihren Ursprung haben sie fast alle im Rheinland. Wie der Namen schon sagt, handelt es sich dabei geografisch und kulturell um das Einzugsgebiet des Rheins, der in der Schweiz entspringt und in den Niederlanden schließlich in die Nordsee mündet. Entlang des Rheins lebten schon seit Urzeiten viele Menschen.

Um die Zeitenwende waren es anfangs keltische und später germanische Stämme, aber auch die Römer hinterließen sehr viele Relikte. Im Hochmittelalter war der Rhein oft Grenzfluss zwischen Deutschen und Franzosen. Und da der Rhein einen sehr weiten Weg von der Quelle bis zur Mündung hat, durchschnitt er viele kulturell eigenständige Gebiete. Es lebten viele Stämme mit recht unterschiedlicher Sprache an diesem Fluss. Was rheinisch ist, ist also nicht sehr einfach. Es gibt eben kein rheinisches Volk, auch wenn es eine rheinische Sprache (als Dialekt) gibt. Da Vornamen in der Regel die Sprachen der Eltern widerspiegeln, können rheinische Vornamen also auch eine gewisse Varianz aufweisen.

Das liegt vor allem darin begründet, dass das rheinische Gebiet, links- aber auch rechtsrheinisch, kein eigenständiges politisches Gebilde war und ist. Unterschiedliche Flussabschnitte gehörten zu unterschiedlichen politischen Gebilden. Waren die keltischen und germanischen Stämme der Vorzeit noch relativ frei und wanderten gerne auch mal wieder in andere Gebiete ein, verfestigten sich ab dem Frühmittelalter die Grenzen.

Im Hochmittelalter, als das Heilige Römische Reich mit all seinen Klein- und Kleinststaaten existierte, konnten die Menschen nicht mehr wirklich wandern. Sie waren an ihre Scholle gebunden. Und so verfestigten sich kulturelle Traditionen und Sprachen. Es bildeten sich die Keimzellen der Dialekte heraus, die wir heute noch großflächig in Deutschland beobachten können. Damit entwickelten sich aber auch frühe germanische Dialekte weiter auseinander.

Im Norden Deutschlands zum Beispiel erstarkten die Franken unter den Merowingern und drangen weit nach Westen vor. Sie gründeten schließlich das fränkische Reich. Sie beeinflussten dort die Sprache, aber viele Randgebiete waren auch von den Altsachsen beeinflusst. Hier wurden niederdeutsche Dialekte gesprochen. Am deutschen Rhein wurden diese niederdeutschen Dialekte aber stark zurückgedrängt. In den Niederlanden finden sie sich jedoch bis heute. In Süddeutschland dagegen herrschten oberdeutsche Dialekte vor, aber auch das Althochdeutsche. Diese kurze Beschreibung veranschaulicht bereits, wie komplex die Sprachenvielfalt vor tausend Jahren war.

In der Moderne änderte sich dies erneut. Der Blickwinkel, was rheinisch war, verschob sich ab dem 18. Jahrhundert. Mit der beginnenden Nationalstaatenbildung legten Gelehrte, aber auch Politiker vermehrt den Fokus auf Gemeinsamkeiten. Der Rhein wurde als urdeutscher Fluss beschworen – so spielt der Rhein und das Rheingold ja schon im Nibelungenlied eine Rolle. Da man sich in Deutschland auf keinen geeinten Staat einigen konnte, entstanden Teilstaaten, wie das Rheinland. Vor allem die preußisch kontrollierten Gebiete des Rheinlands traten dabei kulturell hervor.

Mit der Gründung der Bundesrepublik entstanden die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen als Erinnerung an diese politischen Entwicklungen der Frühmoderne. Insbesondere in NRW stellt das Rheinland bis heute eine eigene sprachlich-kulturelle Region dar, die sich auch nach außen hin von Westfalen abgrenzt. Hier werden die rheinischen Dialekte noch immer gerne gesprochen und rheinische Vornamen vergeben.

Namensgebung der Rheinländer

Die rheinischen Vornamen sind aber meist Varianten von Namen, die es auch in anderen Regionen des deutschen Sprachgebiets gibt. Denn die rheinischen Sprachen waren immer Dialekte des Deutschen und damit Teil der deutschen Kultur- und Sprachentwicklung. So finden sich Vornamen niederdeutscher, aber auch oberdeutscher Herkunft; Namen mit christlicher Bedeutung; Namen aus germanischer Zeit oder auch römischen Ursprungs.

Ihnen allen gemeinsam ist die Anpassung an die rheinischen Dialekte. Heute werden viele rheinische Vornamen noch als Rufnamen oder Spitznamen benutzt. Reine rheinische Vornamen sind dagegen eher rar geworden, denn auch in den rheinischen Gebieten überwiegt heute das Standarddeutsche.